Seltener Barock-Paravent oder Stellschirm aus geprägtem, polychrom staffiertem und vergoldetem Leder nach einem Entwurf des französischen Möbelentwerfers, Architekten und Kupferstechers Daniel Marot(1661-1752), Niederlande, frühes 18. Jh.
Aus drei hochrechteckigen Feldern bestehender und mit insgesamt sechs Lederpaneelen besetzter Schirm: jedes der sechs Lederpaneele trägt ein geprägtes und staffiertes Muster aus einer passig geschweiften, goldgerahmten Kartusche auf türkisblauem Grund, welche podestartige Gebilde mit Federartigen Bekrönungen zieren, die von Blumen, Weintrauben und Vögeln umgeben sind. Die ausgesprochen frische Farbigkeit paart sich mit vergoldeten Partien, bei denen es sich eigentlich Versilberungen mit einem honigfarbenem Firniß-Überzug handelt.
Durch neue Fertigungsverfahren, die eine Produktion in hohen Stückzahlen erlaubte, erlangten geprägte Ledertapeten in ganz Europa im Laufe des 17. Jh. eine große Beliebtheit als Wandbekleidung. Insbesondere in den Niederlanden gab es zahlreiche spezialisierte Werkstätten und Manufakturen. Daniel Marot, ein Hugenotte, der nach der Aufhebung des Edikts von nantes aus Frankreich fliehen mußte und sich in Holland niederließ, schuf mit seinen Dessins für Seiden- und Brokatstoffe zahlreiche Vorlagen für diese Betriebe, so z.B. wohl in jenem des Carolus Jacob (1693-1728) in Mechelen. Einige Lederpaneele der gleichen Vorlage wie des hier vorgestellten Paravents haben sich überliefert und sind heute in bedeutenden Sammlungen wie z.B. dem Frans Hals Museum, dem V&A Museum in London, dem Tapetenmuseum in Kassel und dem Kunstgewerbemuseum in Dresden.
Literatur: Thümmler, Sabine: Die Geschichte der Tapete. Raumkunst aus Papier. Eurasburg 1998 Internetquellen des V&A-Museums, London und des Tapetenmuseums Kassel