Exzellentes und seltenes zierliches Schreibmöbel aus der Übergangsphase vom Louis XV zum Louis XVI, gefertigt in Paris von dem bedeutenden Ebenisten Bon Durand (Meister ab 1761) um 1765:
auf vier gebogten Beinchen stehender rechteckiger Korpus mit abgeflachten Kanten, der sich mit zwei Türen öffnen läßt und im Innern zwei verstellbare Eilegeböden offenbart. Über den Türen befindet sich eine herausziehbare, mit dunkelgrünem Leder bezogene Schreibplatte. Die beiden Türen sowie die Seiten des Kabinetts sind dekoriert mit einer Marketerie passig geschweifter Reserven, die eine „marqueterie en ailes de papillons“ umrahmen. Die obere Deckplatte des Möbels wiederholt dieses Dekorationsprinzip. Rückseitig trägt der zierliche Kabinettschrank den Stempel „BON DURAND“ sowie den Stempel der Pariser Jurande „JME“. Die exzellent ziselierten und vergoldeten Bronzebeschläge zeigen für diese Zeit typische unterschiedliche Stilelemente: während die Sabot der Beinchen und die Eckkartuschen noch dem Louis XV verpflichtet sind, zeigt sich in den Schlüsselloch-Umrandungen schon die für das Louis XVI typische Ausrichtung zu einer klassizistischen Auffassung in den dekorativen Künsten.
Bon Durand (Meister 1761) gründet seine Werkstatt in der Rue de Charenton, wo er von 1761 bis zum Ausbruch der Französischen Revolution arbeitete. Seine Hauptkunden waren bedeutende Kollegen wie die Ebenisten Pierre Migeon und Denis Genty sowie Tapissiers wie Presle und Bonnemain. Bon Durand scheint sehr produktiv gewesen zu sein, denn sein Stempel findet sich auf vielen Möbelstücken in den Stilen des Louis XV, Transition und Louis XVI, insbesondere auf Kommoden, Sekretären, Bureau plats, Vitrinen und Bibliothèques. Für seine qualitativ stets hochwertigen Möbel und deren Marketerien, z.T. mit floralen Elementen, verwendet Bon Durand vor allem Mahagoni, Rosen- und Königsholz. Möbel von Bon Durand sind u.a. Teil der Sammlungen des Musée des Arts Décoratifs von Lyon, des Waddesdon Manor in London und des Mobilier National in Paris.
Ein secrétaire à abattant mit vergleichbaren Marketerien und Proportionen wie das hier angebotene Kabinett ist dokumentiert bei Pierre Kjellberg, Le mobilier francais du XVIIIe siecle, Paris, 2008, S. 334c.
Zustand: min. Alters- und Gebrauchsspuren, min. Abrieb, Auffrischung der Schellack-Politur – detaillierter Zustandsbericht auf Anfrage