Bedeutender, großer Louis XVI-Zylindersekretär, sog. „bureau à cylindre“, gefertigt in Ostfrankreich, wohl Lyon, ca. 1775:
auf zierlichen konischen Rechteck-Beinen stehender Sekretärkorpus mit Schubladenzone bestehend aus 6 abschließbaren Schüben und darüber liegender, hinter einem halbrunden Deckel versteckter Schreibzone. Das Zylinderbureau schließt ab mit einem niedrigen, gerade geführten Aufsatz, der zwei weitere Schubladen enthält und hat eine furnierte Holzplatte. Der halbrunde Deckel läßt sich nach dem Öffnen mit einem Schlüssel in der geöffneten Position arretieren und gibt den Blick frei auf die ausziehbare, mit rotem Filz bezogene große Schreibplatte sowie fünf kleine Schubladen, davon 1 abschließbar und zwei schmale Ablagefächer. Während der Zylinder mit einem zentralen Ovalmedaillon mit Blumenbukett auf einem mit bandeinlagen gerahmten Fischgrätmuster dekoriert ist, zeigen die Schubladenkompartimente eine sehr detailreiche und ausgefallene geometrische Marketerie in Form von mehrfarbigen Zickzackmustern, Trompe l’Oeil-Kanneluren, Gitterwerk und abstrahierten Floralbordüren.
Der Zylindersekretär läßt sich aufgrund seiner strengen Formensprache sowie einer reichen, auf geometrischer Ornamentik basierenden Marketerie insbesondere der sehr kleinteiligen Bandeinlagen in Kombination mit einem zentral gesetzten blumigen Ovalmedaillon einem ostfranzösischen Ebenisten zuschreiben: insbesondere den Werken des Lyoneser Ebenisten Jean-Henri Kisling (wird in den Archiven für Lyon 1778, 1779 und 1790 erwähnt) steht das hier vorgestellt Möbel mit den besprochenen Merkmalen sehr nahe.
Literatur: Bernard Deloche, Jean Yves Mornand: L’Ébénisterie Provinciale en France au XIIIe Siècle et Abraham Couleru, Dijon 2011, S. 75 (Zylinderbureau J.-H. Kisling)