Rechteckiger Schrankkorpus auf kurzen, geschwungenen Beinchen mit passig geschweifter Schürze. Der Schrank läßt sich mittels zwei Türen öffnen, die mit einem Pasquil-Schloß ausgestattet sind, und bietet in seinem Inneren auf drei verstellbaren Einlegeböden trotz deiner zierlichen Proportionen viel Stauraum. Die Türblätter sind außen mit einer feinen Marketerie in Form von vierpassigen Ovalmedaillons dekoriert, die mit gespiegelten Furnieren gefüllt und ihrerseits von passig geschweiften Kartuschen gerahmt sind. Abgerundete Ecken vermitteln zu den Seiten des Schrankes, die die gleiche Marketerie aufweisen wie die Schrankfront. Die oberen Ecken sowie die Vorderbeinchen und die Schlüssellöcher sind mit Zierbeschlägen im Louis XV-Stil aus exzellent ziselierter und vergoldeter Bronze verziert. Als oberer Abschluß dient eine profilierte und leicht geschwungene Rouge Royale-Marmorplatte mit sehr schöner rot-grau-weißer Äderung.
Der kleine Louis XV-/Transition-Schrank trägt keinen Ebenisten-Stempel, weist jedoch auf seiner Rückseite dreimal (leicht verblaßt) den Stempel LBV in Verbindung mit einem lothringischen Kreuz auf, der sich als Inventarstempel deuten läßt. Aufgrund des verwendeten lothringischen Kreuzes könnte es sich bei dem vormaligen Besitzer um einen Abkömmling des französischen Zweigs des Hauses Lothringen (Lorraine, Bar und Vaudémont oder Lambesc Brionne und Vaudémont) handeln. Entsprechend seiner Lebensdaten könnte es sich dabei um Louis-Charles de Lorraine, Graf von Brionne (1725-1761) als möglichen Vorbesitzer des exzellenten kleinen Schrankes handeln. Louis-Charles de Lorraine war in dritter Ehe mit Louise Julie Constance de Rohan-Rochefort (1734-1815) verheiratet, die nach dessen frühem Tod für ihren gemeinsamen, noch im Kindesalter befindlichen Sohn de facto und als einzige Frau jemals in der Geschichte Frankreichs das Amt des Großkämmerers von Frankreich übernahm und zu dieser Zeit am Hofe „Madame La Grande“ genannt wurde.